Manöver Eindrücke aus der Sicht eines atlantischen Kriegsschiffs

24.01.2021

Manövereindrücke aus dem Blickwinkel des Imperiums Atlas ("Die Welt der Schöpfer")

Von Maya Shan, Last Hope Sunrise, Andromeda Nebel

Das atlantische Flaggschiff 84294843999 tauchte aus dem Warp-Flug im Normalraum auf und erschien in der Milchstraße in der Nähe des Neptun, zusammen mit 600 Schlachtschiffen und 500 Roboterraumschiffen. Zum ersten Mal in der Geschichte der United States of Planets (USOP) würde ein außergewöhnliches, gemeinsames Manöver mit Androiden-Imperium Atlas stattfinden. Die Roboterraumschiffe waren zuvor mit allen nur denkbaren Strategien programmiert worden, um der USOP und den Atlantern das Leben schwer zu machen. Aber on top war auch noch vereinbart worden, dass ein Training für beide Seiten unter absolut realen Bedingungen stattfinden sollte, sprich: Es wurde scharf geschossen!

Ich befand mich in der Zentrale mit dem atlantischen Botschafter Ben Smith etwas erhöht hinter der Führungsriege in zwei Sicherheitssitzen, die speziell für menschliche Körper konzipiert waren. Auch hier zeigte sich die überragende Technologie von Atlas, denn in diesen Sitzen konnte sogar ein Totalcrash für eine gewisse Zeit überlebt werden. Selbst wenn die Zentrale in Schutt und Asche zerstoben wäre, hätte sich sofort eine transparente, stoß- und erschütterungsfeste Kapsel um den Sitz geschlossen, mit atembarer Luft und einem Kommunikator, der automatisch einen Notruf absetzte. In unseren Sitzen hatten wir einen guten Überblick über das, was in der Zentrale passierte.

Die zuvor gespenstische Stille auf dem Schiff war von einer Sekunde auf die andere vorbei. Nach den zwei Tagen Flugzeit, die die atlantischen Androiden im Ruhemodus verbracht hatten, herrschte jetzt eine rege Geschäftigkeit. Und dennoch war es nicht mit der Betriebsamkeit eines mit Menschen besetzten Raumschiffes vergleichbar. Die Androiden bewegten sich, verschiedene Hologramme erschienen aus dem Nichts heraus und ein riesiger Bildschirm schaltete sich ein und zeigte uns die Außenwelt in beeindruckender Realität - dennoch sprach niemand ein Wort. Zumindest kein hörbares, denn die Kommunikation untereinander und mit der Bord-KI fand intern, also wortlos statt.

"Dort sind mehrere Hologramme, die den technischen Zustand, den Grad der Auslastung der Schutzschirme und die Waffenfähigkeit der einzelnen Raumschiffe, die am Manöver teilnehmen, anzeigen", erklärte mir Mr. Smith. Meine Frage, ob tatsächlich alle 600 Schiffe damit erfasst wurden, bejahte er.
Der Machthaber von Atlas, Poseidon, saß auf seinem Sitz vor mir und der Commander des Schiffes, Hades, ging nun zu einem Holo-Bildschirm, das interaktive Eigenschaften besaß.
"Hier wird die Schlacht koordiniert, erklärte mir Mr. Smith dazu. "Die blauen Punkte sind unsere 600 Schiffe, die roten die 200 der USOP und die schwarzen stellen die 500 Roboterschiffe dar, die unsere Gegner sein werden. Zurzeit befinden sich alle in Wartestellung - das Flaggschiff der USOP, die EARTH ONE, ist gerade eingetroffen; also sollte es jeden Moment losgehen."
Noch ein letzter Tastendruck und es legten sich weiche und dennoch straffe Gurte um unsere Körper, die uns in den Sitzen halten würden, sollte es zu Turbulenzen kommen. Und dann hörten wir auch schon einen eingehenden Funkspruch:
"Hier ist die EARTH ONE, Admiral Schneider. Ich rufe Hades vom Flaggschiff 84294843999."
"Hier ist Hades."
"Wir sind jetzt bereit, es kann losgehen."
"Der Countdown von 10 auf Null beginnt ... jetzt", lautete die Antwort.
Was würde nun geschehen?
Von einer Sekunde auf die andere bewegte sich das riesige Kugelraumschiff mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit, sodass sich die Außenansicht auf den Bildschirmen rasend schnell veränderte. Allein aufgrund dessen hätte ein Pilot unmöglich manövrieren können.
Commander Hades stand vor dem interaktiven Holo-Bildschirm und bewegte seine Finger unfassbar schnell, um den einzelnen Raumschiffen ihre Anweisungen zu geben. Gleichzeitig steuerte er sämtliche Funktionen des Flaggschiffes in Vernetzung mit der Bord-KI.
Ich erkannte, dass sich die schwarzen Punkte jetzt grüppchenweise zu formieren begannen und einzelne Raumschiffe angriffen, die plötzlich von der Karte verschwanden. Kurze Zeit später meldete sich Admiral Schneider vom Flaggschiff der USOP: "Wir haben bereits einen Verlust von 30 Schiffen hinnehmen müssen - wie sieht es bei Ihnen aus?"
"20 Einheiten", gab Hades knapp zur Auskunft.
"Wir werden jetzt eine schärfere Gangart anschlagen. Schneider Ende."
Waren die Raumschiffe etwa vernichtet worden? Hatte es bereits menschliche Verluste gegeben? Beunruhigt wandte ich mich an Mr. Smith, der mich jedoch umgehend aufklärte, dass sich die Raumschiffe in den Warp-Raum gerettet hatten, was als Konsequenz das Ende für sie in diesem Manöver bedeutete.
Erleichtert drehte ich mich wieder dem riesigen Bildschirm zu, der den Weltraum zeigte. Doch gleich darauf erkannte ich mit angehaltenem Atem, dass ein riesiges Geschwader von Roboterschiffen direkt auf uns zuflog!
Und dann begann der Beschuss, der das ganze Raumschiff zum Dröhnen brachte. Wieder verschwamm alles auf dem Bildschirm und ich nahm wahr, wie das Flaggschiff, was zuvor sehr ruhig dahingeglitten war, gewaltige Erschütterungen erfuhr und anscheinend komplizierte Flugmanöver vollführte, gleichzeitig seine Waffen abfeuernd.
Im nächsten Moment wurde ich von den Gurten im Sitz gehalten und, trotz ihrer magnetischen Verankerung, wurden mehrere Androiden gegen die Wand geschleudert, rappelten sich aber sofort wieder auf. Das zeigte deutlich, welchen Beschleunigungswerten das Raumschiff ausgesetzt war!
Es setzte ein weiterer Beschuss ein und der Lärm wurde nun ohrenbetäubend. Erneut fegte es Androiden von den Beinen und einen Moment lang ging mir die bange Frage durch den Sinn, ob wir tatsächlich standhalten würden!
"Notruf - hier ist die EUREKA. Unser Warp-Antrieb ist bei starkem Beschuss ausgefallen. Erbitten dringend Unterstützung!"
Ohne zu zögern versetzte Hades das Flaggschiff für wenige Sekunden in den Warp-Raum, um dann im Normalraum in der Nähe des Raumschiffes wieder aufzutauchen, um sofort mit dem Beschuss der Roboterschiffe zu beginnen. Wie zu erwarten war, konzentrierten sich die Angreifer jetzt auf das Flaggschiff und so konnten die kurz darauf erscheinenden zwei Raumschiffe der USOP die angeschlagene EUREKA unter Feuerschutz aus dem Kampfgetümmel wegbegleiteten.
Gebannt beobachtete ich wie Commander Hades seine Finger so schnell über die interaktive Fläche bewegte, dass seine Hand optisch kaum noch wahrnehmbar war. Wie ich erfahren hatte, stand er auf einer Plattform, deren starker Magnetismus ihn unter allen Umständen aufrecht hielt, gleich, welche Erschütterungen das Schiff erbeben ließen.
Mittlerweile erschienen weitere Schlachtschiffe der Atlanter, um das Flaggschiff zu unterstützen, sodass es sich allmählich wieder zum Rand des gesamten Geschehens begeben konnte. In einer nicht mehr fassbaren Geschwindigkeit und gleichzeitiger Gelassenheit wurden hier 600 Schlachtschiffe überwacht und koordiniert, was in seiner Effizienz einzigartig war.
Und der Erfolg ließ auch nicht lange auf sich warten: Ganz allmählich reduzierte sich die Anzahl der schwarzen Punkte, während das Flaggschiff jetzt ruhig verharrte. Doch mussten wirklich alle Roboterschiffe vernichtet werden?
Kurz darauf hörte ich Hades bereits die EARTH ONE rufen: "Hier ist Hades vom Flaggschiff 84294843999. Ich rufe Admiral Schneider."
"Hier Schneider von der EARTH ONE."
"Der Kampf kann als beendet betrachtet werden - es sind nur noch 50 gegnerische Raumschiffe vorhanden. Ich werde jetzt den Abbruch des Manövers einleiten."
"Einverstanden. Schneider Ende."
Atlas hatte sich als ein wertvoller Verbündeter erwiesen - der, wie in einer guten Beziehung - ein entscheidendes Manko unserer menschlichen Zivilisation ausglich: Unsere Verletzlichkeit! Die Atlanter waren in diesem Kampf bereit gewesen, sowohl sich als auch ihre Raumschiffe bis über ihre Grenzen hinaus so zu beanspruchen, wie wir es niemals tun würden, um uns nicht zu gefährden. Ein unschlagbarer Vorteil, sollte es tatsächlich in ferner Zukunft darum gehen, Seite an Seite einer fremden Macht gegenüberzustehen. Das gemeinsame Manöver der USOP mit Atlas hatte eine knappe Stunde gedauert und war erfolgreich beendet worden.
Das gewaltige Kugelraumschiff nahm jetzt langsam Fahrt auf und ich bewunderte den Planeten Neptun, an dem wir vorbeizogen, seine wunderschöne, blaue Farbe und seine Ringe mit den vier Monden Naiad, Thalassa, Despina und Galatea. Auf Neptun befindet sich das Archiv, das unsere Zeitlinie dokumentiert und gleichzeitig waren die zahlreichen, fliegenden Raumschiffwerften in seinem Orbit gut erkennbar.
Nach diesem Schlachtgetümmel war das ein friedlicher Anblick. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er und unsere Errungenschaften noch lange erhalten bleiben - mit diesem mächtigen Verbündeten an der Seite der UNITED STATES OF PLANETS.

Bildquelle: Pixabay